Während der COVID-19-Pandemie setzten Regierungen, Medien und Institutionen bewusst psychologische Mechanismen ein, die aus der klassischen Massenpsychologie und Sozialpsychologie bekannt sind, um die Bevölkerung zur Konformität und Befolgung der Maßnahmen zu bewegen.

Im Folgenden werden zehn einflussreiche Experimente und Theorien vorgestellt und konkret erläutert, wie deren Prinzipien in den Jahren 2020–2022 zur Meinungskontrolle, Verhaltenssteuerung und Durchsetzung von Corona-Maßnahmen genutzt wurden.

Zur besseren Übersicht fasst diese die Kernprinzipien und Beispiele zusammen:

Prinzip Kernaussage Umsetzung während Corona Beispiel
Le Bon
(Massenpsychologie)
Massen handeln emotional statt rational. Angst und Panik wurden erzeugt, um Kritik auszuschalten. „Schockwirkung“-Papier des BMI (qualvolles Ersticken, Tod von Kindern).
Bernays
(Propaganda/PR)
Meinungen gezielt steuern („Engineering of Consent“). Wiederholung einfacher Botschaften, Framing durch Medien. Slogan „Flatten the Curve“ als wissenschaftliches Narrativ.
Asch
(Konformität)
Menschen folgen Mehrheit trotz Zweifel. Sozialer Druck pro Maßnahmen, Abweichler schwiegen oder konformierten. Hohe Maskentragquote, da „alle es tun“.
Milgram
(Gehorsam)
Gehorsam gegenüber Autoritäten, auch gegen eigenes Gewissen. Experten und Regierung als Autoritäten: Maßnahmen trotz Schaden befolgt. Lockdowns trotz existenzieller Folgen, weil „die Wissenschaft“ es verlangt.
Zimbardo
(Rollenkonformität)
Rollen erzeugen Machtmissbrauch und Gehorsam. Kontrolleure (Polizei, „Corona-Marschälle“) oft überzogen streng. Polizei ging hart gegen Verstöße vor, Bürger denunzierten Nachbarn.
Festinger
(Kognitive Dissonanz)
Spannungen werden durch Rechtfertigung reduziert. Opfer wurden als notwendig gerechtfertigt, Zweifelnde unter Druck gesetzt. Massive Einschränkungen trotz Schäden als sinnvoll dargestellt.
Sherif
(Gruppenkonflikte)
Feindbilder durch „Wir vs. die“-Narrative schaffen. Ungeimpfte als „Gefährder“ dargestellt, um Mehrheit zu einigen. Politiker sprachen von „Pandemie der Ungeimpften“.
Moscovici
(Minderheitseinfluss)
Beharrliche Minderheiten können Mehrheit beeinflussen. Kritische Minderheiten medial marginalisiert, dennoch entstand Einfluss. Proteste (Montagsspaziergänge) führten langfristig zu Debatten.
Lewin
(Gruppendynamik)
Neues Verhalten über Gruppennormen etablieren. Alte Normen durch Schock („Unfreeze“) gelöst, neue etabliert („Change“). „Wir sitzen alle in einem Boot“ – Maskentragen zur Norm erklärt.
Skinner
(Belohnung/Bestrafung)
Verhalten durch Belohnung/Bestrafung steuern. Strafen (Bußgelder, Lockdowns), Belohnungen (Privilegien, Lotterien). Bußgelder bei Verstößen, Impf-Lotterien mit Gewinnen bis $5 Mio.

Im Folgenden werden diese Punkte im Detail erläutert, mit zusätzlichen Beispielen und Quellen aus den Jahren 2020–2022.

1. Gustave Le Bon: Massenpsychologie und Angststeuerung

Gustave Le Bon gilt als Begründer der Massenpsychologie. Seine zentrale These: In der Masse verlieren Individuen ihre Urteilsfähigkeit und lassen sich leicht durch Emotionen, suggestive Bilder und simple Botschaften steuern. Vernunft tritt zurück, stattdessen dominieren Ansteckungseffekte der Gefühle (Panik, Begeisterung, Wut) die Masse. Le Bon betonte, ein entscheidender Faktor sei die Wiederholung: Selbst offensichtliche Unwahrheiten können eine Masse überzeugen, wenn sie nur ständig wiederholt werden. Genau dies war während Corona zu beobachten: Regierungen und Medien wiederholten unablässig bestimmte Gefahrenszenarien und Verhaltensparolen, bis sie von der Mehrheit verinnerlicht wurden.

Geziehlter Einsatz von Furcht
Le Bons Idee, dass irrationale Ängste in Massen ansteckend sind, wurde im Frühjahr 2020 offensichtlich genutzt. Ein inzwischen bekannt gewordenes Strategiepapier des deutschen Innenministeriums empfahl explizit, eine „Schockwirkung“ in der Bevölkerung zu erzielen. Dazu sollten worst-case-Szenarien plastisch dargestellt werden – etwa das qualvolle Ersticken geliebter Angehöriger oder Kinder, die an Corona sterben könnten. Diese extremen Schreckbilder zielten darauf ab, die Ur-Angst der Menschen anzusprechen, um eine Panikstimmung zu erzeugen, in der die Bevölkerung bereit ist, auch einschneidende Maßnahmen zu akzeptieren. Le Bons Mechanismus der emotionalen Ansteckung greift hier: Die erzeugte Angst verbreitete sich wie ein psychologisches „Virus“ in der Masse. Die Ratio wurde überlagert von Furcht, was kritisches Nachfragen erschwerte.

Herdentrieb und Massenverhalten
Zusätzlich kam es zu typischen Massenphänomenen wie Panikkäufen (z.B. Hamsterkäufe von Toilettenpapier) und allgemeiner Verunsicherung, ausgelöst durch Gerüchte und Medienbilder. Die Bevölkerung agierte phasenweise wie ein einziger großer „Crowd-Mind“, ganz im Sinne Le Bons. Regierungen nutzten das, um kollektiv erwünschtes Verhalten auszulösen: Die Angst führte etwa dazu, dass sich Menschen freiwillig isolierten, soziale Kontakte abbrachen und Hygieneregeln streng befolgten – nicht primär aufgrund rationaler Abwägung, sondern wegen des psychologischen Herdentriebs in einer Schreckenssituation.

Zusammenfassend zeigt der Bezug auf Le Bon: Massengefühle wie Angst wurden während der Pandemie bewusst geschürt, um die Bevölkerung gefügig zu machen. Durch ständige Wiederholung dramatischer Botschaften („hunderttausende Tote“, „jeder ist in Gefahr“) erreichte man eine geschlossene Massenstimmung, in der sich individuelle Urteile dem Gruppengefühl unterordneten. Dieser Nährboden emotionaler Einheit ermöglichte es erst, die folgenden psychologischen Effekte – von Propaganda über Konformität bis Gehorsam – voll zur Geltung zu bringen.

2. Edward Bernays: Propaganda und öffentliche Meinungskontrolle

Edward Bernays, ein Neffe Freuds, gilt als Pionier der modernen Propaganda bzw. Public Relations. Seine zentrale Idee war die „gezielte und bewusste Lenkung der Einstellungen“ der Massen durch Medienkampagnen, Sprachregelungen und Symbolik. In der Corona-Pandemie sind zahlreiche PR-Strategien erkennbar, die an Bernays’ klassische Kampagnen erinnern, um Meinung und Verhalten der Öffentlichkeit zu steuern.

Slogans und Framing
Ein prägnantes Beispiel ist der global verbreitete Slogan „Flatten the Curve“ (dt. „Die Kurve abflachen“). Dieser Slogan wurde früh eingeführt, um einschneidende Maßnahmen wie Lockdowns wissenschaftlich zu begründen. Wie der Soziologe Heinz Bude, der die deutsche Corona-Politik beriet, später enthüllte, suchte man gezielt nach einem wissenschaftlich klingenden Modell, um „Folgebereitschaft herzustellen“ – das wurde die Formel „Flatten the curve“, „Wir sagen denen, es sieht so nach Wissenschaft aus, ne?“. Hier zeigt sich Bernays’ Prinzip: Einfachheit und ständige Wiederholung. Die Kurvengrafik und der griffige Spruch wurden überall gezeigt, sodass jedes Mitglied der Öffentlichkeit verstand, was es zu tun hatte (nämlich Kontakte reduzieren), ohne die komplexen epidemiologischen Details zu hinterfragen. Dieses Framing – Leben retten durch Maßnahmen vs. untätig bleiben und Massensterben riskieren – stellte die Situation als moralische Alternativlosigkeit dar. Eine klassische False-Dilemma-Propaganda: „Entweder Lockdown oder Millionen Tote“. In Wirklichkeit gab es Zwischenwege, doch die PR reduzierte die Denkmöglichkeiten auf das Gewollte.

Mediale Einheitsfront
Bernays betonte, wie wichtig die Synchronisation aller verfügbaren Medienkanäle ist, um eine Botschaft durchzusetzen. Während der Pandemie vermittelten Regierung und Leitmedien weitgehend geschlossen die gleichen Kernbotschaften: z.B. „Wir sind in einem Krieg gegen das Virus“, „Nur strikte Maßnahmen retten Leben“, „Impfung ist der Weg zur Freiheit“. Abweichende Narrative wurden ausgeblendet oder diskreditiert. So kam es etwa zur Zensur und Einseitigkeit in sozialen Medien und Nachrichtensendungen: Inhalte, die den offiziellen Gesundheitsrichtlinien widersprachen, wurden als „Desinformation“ entfernt oder mit Warnhinweisen versehen. Diese Lenkung des Informationsflusses ist ganz im Sinne Bernays – das Publikum sollte nur bestimmte Experten und Stimmen hören. Auch das Schweizer „Covid-19-Taskforce“-Mitglied in Deutschland, Prof. Harald Walach, bemerkte dazu sinngemäß: Die Regierung kommunizierte von Anfang an strategisch, weniger offen wissenschaftlich. Bernays’ Grundsatz lautete: „Wenn man die öffentliche Meinung gewinnen will, muss man unsichtbar die Fäden ziehen“. In der Pandemie zogen vielfach Regierungs-PR-Abteilungen und Beratungsagenturen im Hintergrund die Fäden der Kommunikation, etwa durch massives Schalten von Informationskampagnen, Plakaten, Radiospots etc., die alle dieselbe Botschaft trugen.

Wiederholung als Wahrheit
Ähnlich wie Le Bon wusste Bernays, dass Stetigkeit wirkt. Ein Zitat, das Le Bon zugeschrieben wird, lautet: „Eine Lüge, die tausendmal wiederholt wird, wird nicht zur Wahrheit – aber sie überzeugt die Masse, als handele es sich um eine wissenschaftliche Wahrheit.“. So wurden während Corona manche Behauptungen mantraartig wiederholt (z.B. „Stoffmasken schützen andere effektiv“ – was später revidiert wurde). Durch die Dauerberieselung glaubte die Mehrheit diese Aussagen unkritisch, weil „überall Experten das sagen“. Hier verschwimmen Bernays’sche Propaganda und Le Bons Massenpsychologie: Das tausendfache Echo in Talkshows, Zeitungen und sozialen Medien formte die Wahrnehmung der Realität.

Aufruf zur Solidarität
Bernays setzte in seinen Kampagnen oft auf Gefühle der Einheit und Moral. Während Corona wurde ständig der Gemeinschaftssinn beschworen: „Schütze die Omas und Opas!“, „Wir sind alle in diesem zusammen“. Diese appellativen Slogans zielten darauf, individuelles Abweichen als unethisch darzustellen und so sozialen Druck aufzubauen. Die Regierung wurde dabei als wohlwollender „Hirte“ inszeniert, der die Herde durch die Krise führt – ein Bild, das Bernays in PR stets empfahl (die Massen als zu lenkendes „Publikum“).

Insgesamt lässt sich sagen: Propagandatechniken nach Bernays – von Einwortparolen bis zur orchestrierten Medienoffensive – spielten eine zentrale Rolle, um während der Pandemie eine gewünschte Einheitsmeinung und weitreichende Verhaltensänderungen zu erzielen. Die öffentliche Meinung wurde in eine Richtung gelenkt, wodurch die nachfolgend beschriebenen Effekte wie Konformitätsdruck und Gehorsam erst voll wirksam werden konnten.

3. Solomon Asch: Konformitätsdruck in der Öffentlichkeit

Solomon Aschs berühmtes Konformitätsexperiment (1951) zeigte, dass Menschen sich dem offensichtlichen Mehrheitsurteil beugen, selbst wenn dieses objektiv falsch ist. In seiner Versuchsanordnung gaben bis zu 75% der Teilnehmer mindestens einmal eine falsche Antwort, nur weil alle anderen in der Gruppe diese vorgaben – obwohl die richtige Lösung eindeutig sichtbar war. Dieses psychologische Grundmuster – der Druck, sich der Mehrheit anzuschließen, um nicht auszugrenzen zu werden – wurde während der Corona-Pandemie in großem Maßstab ausgelöst und genutzt.

Schaffung eines künstlichen Konsenses
Eine der ersten Maßnahmen war, in der öffentlichen Wahrnehmung eine überwältigende Zustimmung zu den Corona-Maßnahmen zu etablieren. Politiker betonten immer wieder die Einmütigkeit der Experten („alle seriösen Wissenschaftler unterstützen den Lockdown“), und Medien berichteten vor allem über Menschen, die die Regeln befolgten, aber kaum über regelkonforme Kritik. So entstand der Eindruck, die überragende Mehrheit der Bevölkerung trage alle Maßnahmen mit. Dies setzte Konformitätsdruck auf jeden Einzelnen: Niemand möchte der Außenseiter sein, der „unsolidarisch“ handelt. Aschs Prinzip griff: Wenn (scheinbar) alle um mich herum einer Meinung sind, fällt es schwer, dagegen zu halten.

Sozialer Druck im Alltag
Konkret zeigte sich der Konformitätsdruck z.B. beim Maskentragen. Sobald eine kritische Masse an Menschen Masken trug, zogen fast alle mit. In Ländern, in denen anfangs Masken kaum üblich waren, änderte sich das Verhalten rapide, als es zur Norm wurde – selbst draußen trugen viele Maske, weil die Umgebung es tat. Wer ohne Maske erschien, wurde schnell von Blicken, Kommentaren oder sogar Hausverbot darauf hingewiesen, dass er normabweichend sei. Ebenso fügte sich die Mehrzahl den Ausgangssperren und Versammlungsverboten, weil „alle Nachbarn es ja auch tun“. Menschen, die intern Zweifel hatten, traten damit kaum an die Öffentlichkeit: In Aschs Experiment wagten einzelne Probanden nicht zu widersprechen, so auch hier. Ein Psychologie-Artikel verglich das direkt: Personen mit Lockdown-Zweifeln schwiegen häufig im Freundeskreis, wenn dieser die Maßnahmen unterstützte, „stattdessen konformierten sie sich lieber dem gesellschaftlichen Ganzen und ihrem sozialen Umfeld“. Der öffentliche Narrativ pro Lockdown machte es unbequem, eine Gegenmeinung zu äußern.

Shaming und Gruppenzwang
Über soziale Medien wurde Konformität zusätzlich erzwungen. Bilder von vollen Stränden oder feiernden Jugendlichen wurden mit öffentlicher Empörung überschüttet – was eine Warnung an alle darstellte, sich bloß angepasst zu verhalten. Gleichzeitig wurden gesetzestreue Verhaltensweisen auch gelobt (z.B. in den Nachrichten Bürger interviewt, die stolz berichten, seit Wochen niemanden zu treffen). Dieser Mix aus sozialer Belohnung für Konforme und sozialer Bestrafung für Abweichler verstärkte den Druck enorm. In vielen Städten patrouillierten sogar freiwillige Corona-Stewards oder auf Anweisung handelnde Passanten, die andere ermahnten, Abstand zu halten. Der Drang dazuzugehören – ein Grundbedürfnis – ließ die meisten Menschen lieber überangepasst als zu locker erscheinen.

Schweigen der Minderheit
Asch’s Experiment zeigte auch das Phänomen des Schweigekonsenses: Selbst wer anderer Meinung ist, äußert sich nicht, wenn er allein steht. So entstand während Corona eine Art „schweigende Minderheit“ aus skeptischen oder hinterfragenden Bürgern, die in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar war. Viele erlebten im Privaten kognitive Dissonanzen (siehe Festinger unten), aber nach außen signalisierten sie Konformität, um sozial akzeptiert zu bleiben. Damit schaukelte sich das Empfinden hoch, fast niemand sei gegen die Maßnahmen, was den Konformitätsdruck weiter vergrößerte – ein selbstverstärkender Effekt.

Fazit: Der Konformitätsmechanismus nach Asch war ein zentrales Instrument, um gesellschaftlichen Gleichschritt herzustellen. Durch das rasche Etablieren einer scheinbaren Mehrheitsmeinung pro Maßnahmen und durch sichtbare Verhaltensvorbilder (jeder trägt Maske, hält Abstand etc.) wurde der Einzelne von der Gruppe „mitgezogen“. Individuelle Abweichung wurde zum sozialen Tabu, was die Effektivität aller weiteren Steuerungsmaßnahmen (Gehorsam, Dissonanz etc.) erheblich begünstigte.

4. Stanley Milgram: Gehorsam gegenüber Autoritäten

Stanley Milgrams Schock-Experiment (1961) offenbarte eine erschreckende Gehorsamsbereitschaft normaler Menschen gegenüber Autoritätsanweisungen. Rund 65% der Probanden waren bereit, einem anderen Menschen vermeintlich lebensgefährliche Stromschläge zu verabreichen, nur weil ein Versuchsleiter (in Autoritätsrolle) es befahl. Dieses Prinzip – Befolgen von Anweisungen einer als legitim empfundenen Autorität, selbst gegen das eigene Gewissen – spielte in der Pandemie eine entscheidende Rolle bei der Durchsetzung unpopulärer oder extrem wirkender Maßnahmen.

Autoritäten definieren die Regeln
Zu Beginn der Pandemie positionierten sich Politiker, Gesundheitsexperten und Behördenchefs als Autoritätsfiguren, die den Kurs vorgeben. Virologen und Epidemiologen rückten in den Rang von unantastbaren Instanzen („Folgt der Wissenschaft!“ war ein Motto). Täglich traten diese Autoritäten in Pressekonferenzen und Talkshows auf und verkündeten neue Verhaltensregeln. Die Bevölkerung wurde förmlich in die Rolle der „Schüler“ versetzt, die Anweisungen empfängt. Hier griff Milgram: Die meisten Menschen fühlten sich moralisch entlastet, die Verantwortung an „die da oben“ abzugeben, und taten, was von ihnen verlangt wurde. Maskenpflicht, Schulschließungen, Versammlungsverbote – all das wurde weitgehend befolgt, weil es Befehle von oben waren, vergleichbar mit Milgrams Versuchsleiter, der sagte „Sie müssen jetzt weitermachen!“.

Auch schädigende Befehle wurden befolgt
Besonders bemerkenswert ist, dass viele Menschen Maßnahmen unterstützten oder mittrugen, obwohl diese anderen Menschen schadeten – analog zum Schockszenario. Etwa akzeptierten Bürger, dass Existenzen vernichtet wurden (Gastronomie, Kulturbetriebe) oder Alte in Isolation litten, in dem Glauben, dies sei notwendig und von der Regierung so angeordnet. Einige gingen sogar darüber hinaus: Sie befürworteten harte Strafen für Regelbrecher und Ungeimpfte, obwohl sie wussten, dass diesen Mitbürgern damit Leid zugefügt wird (Jobverlust, sozialer Ausschluss). Dieser blinde Gehorsam erinnert direkt an Milgrams Befund: Eine Mehrheit ist bereit, anderen zu schaden, wenn eine anerkannte Autorität es fordert oder legitimiert. In der Pandemie geschah das z.B., als Polizisten Gewalt anwandten, weil es ihr Auftrag war (siehe Zimbardo unten), oder als Nachbarn die Polizei riefen, um eine verbotene Geburtstagsfeier im Haus nebenan aufzulösen – obwohl sie damit Freunden schadeten, gehorchten sie dem staatlichen Appell, Regelverstöße zu melden.

„Nur Befehlsempfänger“
Viele Bürger rechtfertigten im Nachhinein ihr Verhalten mit Sätzen wie „Das waren nun mal die Vorschriften“ oder „Ich habe nur getan, was man tun musste“. Das zeigt die Abgabe der eigenen ethischen Abwägung an Autoritäten. Der Innenminister, der Ausgangssperren verhängte, der Ministerpräsident, der das Maskengebot erließ – sie tragen die Verantwortung; der einzelne Vollzugshelfer oder Bürger fühlte sich moralisch entlastet, solange er den Vorgaben folgte. Dieses Phänomen nannte Milgram den agentic state: Man sieht sich nicht mehr als handelnde/r Verantwortliche/r, sondern als Agent einer höheren Autorität, und gehorcht daher auch gegen eigene Zweifel.

Vertrauensbonus und Heiligenschein
In vielen Ländern wurden die Corona-Maßnahmen zusätzlich mit dem Appell an Respekt vor bestimmten Institutionen untermauert. In Großbritannien z.B. beschwor man den National Health Service (NHS) als schützenswerte Autorität – „Protect the NHS“ war eine Parole. Die Hingabe an diese übergeordnete Autorität (Gesundheitssystem als quasi heilig) verstärkte die Gehorsamsbereitschaft: Man leistet den Befehlen Folge, um die Autorität zu stützen. Ähnlich wurde in Deutschland permanent das Robert-Koch-Institut (RKI) zitiert; Kritiker dieser Institution galten als unseriös. So wirkte der Ruf der Wissenschaft als Autoritätsargument, vergleichbar einer religiösen Instanz, der man sich nicht widersetzt.

Zusammengefasst wurde Milgrams Mechanismus während Corona so genutzt, dass die Menschen Anordnungen von oben weitgehend widerspruchslos umsetzten – auch wenn diese Anordnungen persönliche Härten oder das Ausgrenzen anderer bedeuteten. Der Satz „Ich befolge nur die Regeln“ wurde zu einer Art moralischem Freibrief. Dies ebnete den Weg, um aus Gehorsam sogar aktiv die Maßnahmen bei Mitmenschen durchzusetzen, was uns zum nächsten Punkt führt.

5. Philip Zimbardo: Rollenkonformität und Machtmissbrauch

Philip Zimbardos Stanford-Prison-Experiment (1971) demonstrierte, wie schnell Menschen in Machtpositionen dazu neigen, ihre Rolle exzessiv auszuleben, während andere sich in die Rolle der Gehorsamen/Unterwürfigen fügen. Studenten, zufällig als „Wärter“ oder „Gefangene“ eingeteilt, verhielten sich binnen kurzer Zeit entsprechend ihrer Rolle – die Wärter wurden sadistisch, die Gefangenen apathisch. Übertragen auf die Pandemie zeigt sich: Sobald staatliche Maßnahmen gewisse Personen zu Kontrolleuren machte und andere zu Belehrten, entstanden ähnliche Dynamiken von Machtausübung und Unterwerfung.

Ausweitung von Befugnissen
Regierungen rund um den Globus haben während Covid ihren Exekutivorganen erweiterte Vollmachten erteilt: Die Polizei durfte Ausgangssperren kontrollieren, Versammlungen auflösen, Bußgelder verhängen; teils wurden sogar Militär und private Sicherheitsdienste in die Überwachung eingebunden. Zimbardo lehrt, dass der Kontext der Macht das Verhalten prägt – gewöhnliche Polizisten fühlten sich nun als „Beschützer der Gesundheit“ mit quasi-unantastbarem Auftrag. Das Ergebnis: In vielen Ländern kam es zu unverhältnismäßiger Härte bei der Durchsetzung der Regeln. Amnesty International dokumentierte Fälle in 60 Ländern, in denen Sicherheitskräfte im Namen der Pandemiebekämpfung Menschenrechtsverletzungen begingen. Dieses systematische harte Auftreten – etwa das gewaltsame Auflösen kleiner Proteste (Iran), das Schießen mit scharfer Munition bei Ausgangssperren (Kenia) oder massenhafte Verhaftungen wegen Social-Media-Posts (Türkei) – spiegelt Zimbardos Befund: Die Rolle „Ordnungshüter“ kann in kurzer Zeit zu Machtmissbrauch führen, wenn keine Kontrolle besteht. In der Pandemie war das Klima so, dass „Härte zeigen“ von der Politik oft noch belobigt wurde, um ein Signal der Konsequenz zu senden.

Zivilgesellschaftliche „Hilfs-Sheriffs“
Neben offiziellen Autoritätspersonen entwickelten auch normale Bürger ein Wächter-Verhalten. Ein bekanntes Beispiel war der Aufruf von Regierungsmitgliedern in Großbritannien und anderswo, Verstöße zu melden. In England forderte der Polizeiminister die Bürger offen dazu auf, die Polizei zu rufen, wenn Nachbarn gegen die Kontaktbeschränkung („Rule of six“) verstoßen. Dadurch wurden Mitbürger in die Rolle von Hilfssheriffs gedrängt. Analog zu Zimbardos Wärtern fingen manche an, ihre Nachbarn zu überwachen und zu denunzieren – nicht selten aus einem gewissen Überlegenheitsgefühl, auf der Seite der „Guten“ zu stehen. Gleichzeitig erlebten die denunzierten Personen sich in einer ohnmächtigen „Gefangenen“-Rolle, der staatlichen Allmacht ausgeliefert. Diese sozialen Spannungen wurden bewusst in Kauf genommen, um den Druck auf Regelverletzer zu erhöhen.

Rollenstarre in Institutionen
Auch in Krankenhäusern, Schulen, Läden entstanden neue Rollen. Beispielsweise gab es in Supermärkten Mitarbeiter, die den Eingang überwachten und Kunden ohne Maske abwiesen. Einige Berichte schildern, dass solche Ordner bisweilen sehr rigoros vorgingen – hier zeigte sich, dass die neu verliehene Mini-Macht (z.B. jemanden des Ladens verweisen zu dürfen) in manchen Fällen unverhältnismäßig streng ausgespielt wurde. Das Personal agierte teils aus Angst vor Strafe (ihr Arbeitgeber musste Bußgelder für Verstöße zahlen), teils aber auch, weil sie die Rolle als Durchsetzer verinnerlichten. Vergleichbar legten Schulleitungen Maßnahmen oft strenger aus, als vorgeschrieben, einfach um ihre Verantwortungsrolle maximal zu erfüllen. In Behörden kam es vor, dass Mitarbeiter Besuchern extrem pedantisch Vorschriften auferlegten (z.B. stundenlanges Maske-Tragen im Freien beim Warten), obwohl es praktisch unnötig war. Dieses Verhalten entspricht dem, was Zimbardo im Kleinen zeigte: Menschen passen sich einer zugewiesenen Autoritätsrolle an und neigen dazu, sie zu überdehnen, wenn der Kontext es zulässt.

Entmenschlichung des „Regelbrechers“
Im Stanford-Experiment begannen Wärter, Gefangene zu schikanieren und zu demütigen, weil sie sie nicht mehr als Gleichwertige sahen, sondern als „die zu Bestrafenden“. Ähnliches konnte man in der Rhetorik gegenüber z.B. Demonstranten gegen Corona-Maßnahmen beobachten: In einigen Medien wurden sie pauschal als „Covidioten“ beschimpft, Politiker nannten sie „Lebensgefährder“. Diese verbale Entmenschlichung legitimierte wiederum ein hartes Vorgehen der Polizei bei Demonstrationen. Hier verschwimmt Milgram mit Zimbardo: Die Autorität gibt das Signal, diese Gruppe sei minderwertig oder gefährlich – die Exekutive und sogar normale Bürger fühlen sich dann berechtigt, besonders hart gegen sie vorzugehen (Rollen-Ideologie: „Wir – die Anständigen – dürfen die Unvernünftigen zurechtweisen.“).

In Summe zeigt der Zimbardo-Blickwinkel, dass die Pandemie-Maßnahmen neue soziale Rollen schufen – Durchsetzer vs. Folgsame – und dass viele Menschen ihre jeweilige Rolle voll ausfüllten. Behörden agierten oft mit einem Übermaß an Strenge, Bürger kontrollierten sich gegenseitig. Das war kein Zufall, sondern einkalkuliert: Der Staat brauchte Helfer, die Regeln flächendeckend durchsetzen, und förderte implizit diese Rollenteilung. Die Kehrseite war Machtmissbrauch und gesellschaftliche Spannungen, wie sie in Zimbardos Experiment in extremer Form vorweggenommen wurden.

6. Leon Festinger: Kognitive Dissonanz und Rechtfertigung

Leon Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz (1957) beschreibt das unangenehme Gefühl, das entsteht, wenn ein Mensch widersprüchliche Überzeugungen hat oder widersprüchlich zu seinen Überzeugungen handelt. Um diese innere Spannung abzubauen, neigen wir dazu, entweder unsere Überzeugungen oder unsere Wahrnehmung der Handlungsergebnisse zu verändern. In der Corona-Pandemie stießen viele Menschen in genau solche Konflikte – etwa zwischen dem Glauben, etwas Gutes zu tun, und dem Erleben negativer Folgen – und reduzierten die Dissonanz durch psychologische Rechtfertigungen. Diese individuelle Anpassung spielte den Machthabern in die Hände, denn sie stabilisierte die Zustimmung zu den harten Maßnahmen trotz wachsender Zweifel.

Opfer müssen sinnvoll sein
Von Beginn an wurde der Bevölkerung viel abverlangt: soziale Isolation, wirtschaftliche Einbußen, Einschränkung von Freiheitsrechten. Viele Menschen opferten pflichtbewusst persönliche Bedürfnisse (Familientreffen absagen, Hobbys einstellen etc.) im Glauben, es diene einem höheren Zweck (Leben retten, Pandemie beenden). Mit der Zeit wurden jedoch die Schattenseiten dieser Opfer klar: psychische Probleme, Vereinsamung, wirtschaftliche Not. Hier entstand bei vielen ein Dilemma: War das alles wirklich notwendig? Die Idee, man könnte umsonst gelitten haben, erzeugte starke kognitive Dissonanz – es widersprach der anfänglichen Überzeugung, die Opfer seien „das Richtige“. Festinger zeigte in seiner berühmten Studie When Prophecy Fails, wie Mitglieder einer Weltuntergangssektion nach dem Ausbleiben der Prophezeiung ihre Überzeugung nicht aufgaben, sondern die Realität umdeuteten, um ihr Tun zu rechtfertigen. Genauso beobachtete man während der Pandemie: Je mehr jemand gelitten oder investiert hatte, desto stärker klammerte er sich an den Glauben, die Maßnahmen seien absolut sinnvoll und wirksam. Andernfalls hätte er sich ja eingestehen müssen, umsonst gelitten zu haben – ein kaum erträglicher Gedanke.

Umdeutung der Realität
Um die Dissonanz abzubauen, kam es zu kollektiver Rationalisierung. Menschen redeten sich ein, dass ohne Lockdown alles noch viel schlimmer gekommen wäre. Selbst als Studien nahelegten, dass z.B. Lockdowns nicht den allein entscheidenden Einfluss auf den Pandemieverlauf hatten, passte man eher die Wahrnehmung dieser Studien an („bestimmt fehlerhaft“), als den eigenen Grundglauben zu ändern. Ein Psychologen-Team schrieb dazu 2020: Die Spannung zwischen dem Glauben, dass die eigenen Opfer nötig sind, und Hinweisen, dass diese Maßnahmen immensen Schaden anrichten, führt dazu, dass Menschen umso fester an die Nützlichkeit des Lockdowns glauben. Sie blenden Negatives aus oder reden es klein, um ihr Weltbild stabil zu halten. So argumentierten viele: „Ja, die psychischen Probleme sind schlimm, aber ohne Lockdown wären Millionen gestorben“. Auch als 2021 z.B. Schweden ohne harten Lockdown nicht im Chaos versank, wurde dies oft ignoriert oder anders erklärt, um nicht die eigene Überzeugung zu gefährden.

Druck auf Zweifler
Interessanterweise führte die eigene Dissonanzbewältigung oft dazu, dass Menschen aggressiv auf Andersdenkende reagierten. Wer nämlich öffentlich äußerte, die Maßnahmen könnten übertrieben oder schädlicher als ihr Nutzen sein, rüttelte an der mühsam aufrechterhaltenen Rechtfertigung der Mehrheit. Dies erlebte man in vielen Diskussionen: Skeptiker wurden schnell als unsolidarisch oder dumm bezeichnet, ihre Punkte kaum sachlich geprüft. Dadurch verteidigten die Konformen nicht nur die Politik, sondern auch ihr eigenes kognitives Gleichgewicht. Eine Studie schildert: Zweifler wurden von Überzeugten missioniert und aufgefordert, ihre Position zu überdenken – selbst bei klaren Hinweisen auf enorme Nebenwirkungen der Maßnahmen. Das erinnert an Festingers Sektenbeispiel, wo die Gläubigen Außenstehende überzeugen wollten, um Bestätigung für sich selbst zu erlangen.

Impfen als Auflösung der Dissonanz
Als die Impfkampagnen starteten, bot sich vielen eine Möglichkeit, die Dissonanz aufzulösen: Die Impfung wurde zum „Ausweg“ stilisiert, der all die Opfer legitimiert. Wer sich impfen ließ, konnte sagen: „Siehste, jetzt war all das Warten und Verzichten sinnvoll, denn es führte zur Erlösung (Impfstoff) und ich habe das Richtige getan.“ Dieser Glaube war so stark, dass z.B. Diskussionen über Impfnebenwirkungen oder nachlassenden Impfschutz bei einigen fast empörte Abwehr auslösten – solche Fakten drohten erneut Dissonanz zu erzeugen („Habe ich mich etwa umsonst impfen lassen?“). Also wurden Unstimmigkeiten lieber geleugnet (etwa Long-Covid-Risiken bei Kindern überbetont, um Kinderimpfungen trotz minimaler Eigengefahr zu rechtfertigen – getreu dem Motto: Es muss nötig sein, sonst hätten wir es nicht getan).

Konsequenz: Die Theorie der kognitiven Dissonanz erklärt, warum trotz zunehmender Probleme und Zweifel viele Bürger die Maßnahmen bis zuletzt verteidigten. Sie hatten ihr Selbstbild als „verantwortungsvolle Menschen“ daran geknüpft und konnten nur schwer akzeptieren, dass vielleicht Fehler gemacht wurden. Statt also Kurskorrekturen zu fordern, verstärkten sie oft noch ihren Glauben an die Maßnahmen. Für die Regierenden war dies hilfreich: Eine Bevölkerung, die sich selbst überzeugt, im Recht zu sein, stellt weniger Widerstand dar. Allerdings hat dieser Mechanismus auch Schattenseiten – manche wandten sich Verschwörungserzählungen zu (um die Dissonanz zwischen erlebtem Schaden und offiziellen Verheißungen aufzulösen), andere zerstritten sich im persönlichen Umfeld mit Andersdenkenden. Insgesamt aber stabilisierte die Dissonanzreduktion den öffentlichen Konsens pro Maßnahmen über erstaunlich lange Zeitfrontiersin.org.

7. Muzafer Sherif: Gruppenkonflikte und Sündenböcke

Muzafer Sherifs klassische Forschungen (z.B. das Robbers-Cave-Experiment 1961) zeigten, wie leicht Gruppenkonflikte entstehen: Wenn man Menschen in „Wir“ und „Die“ aufteilt und Konkurrenz oder Bedrohung inszeniert, entwickeln sich Feindseligkeiten und Vorurteile. Überträgt man dies auf die Pandemie, wird deutlich, dass gezielt oder als Nebeneffekt eine Polarisation der Gesellschaft geschah – namentlich zwischen den Regelbefolgern und den Regelverweigerern – was die Durchsetzung der Maßnahmen erleichterte, aber das soziale Klima vergiftete.

„Wir Vernünftigen“ vs. „die Unvernünftigen“
Von Beginn an betonten Politik und Medien, dass die meisten Menschen vernünftig mitziehen, aber einige Unverbesserliche sich querstellen würden. Diese Unterteilung schuf zwei Lager. Auf der einen Seite fühlten sich die Befürworter der Maßnahmen als gemeinschaft der Vernünftigen, die das Richtige tun. Auf der anderen Seite wurden Kritiker und später insbesondere Ungeimpfte als unsolidarische Außenseiter markiert. Sherifs Theorie der realistischen Konflikte sagt: Wenn eine Gruppe glaubt, die andere gefährde ihr Wohlergehen, entsteht Feindseligkeit. Genau so wurde argumentiert: „Die Ungeimpften gefährden unser aller Gesundheit und Freiheit; ihretwegen dauern die Beschränkungen länger.“ Dadurch sah die Mehrheit diese Minderheit zunehmend als Sündenbock an.

Gezielte Schuldzuweisungen
Ein prägnantes Beispiel war die Rhetorik von Spitzenpolitikern wie dem deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn, der im Herbst 2021 von einer „Pandemie der Ungeimpften“ sprach. Damit wurde impliziert, die Pandemie sei hauptsächlich deren Schuld. Diese Aussage wurde zwar von Fachleuten später als fachlich nicht haltbar bezeichnet, da auch Geimpfte das Virus weitergaben, aber der politische Effekt war erreicht: Die Ungeimpften waren stigmatisiert. Studien bestätigen, dass in der Bevölkerung tatsächlich ein neuartiges Vorurteil gegen Ungeimpfte entstand – bis hin zu Zustimmung zu diskriminierenden Aussagen. Ein Forschungsteam schrieb 2022 von “scapegoating“ (Sündenbockbildung) gegenüber Ungeimpften: In Experimenten gaben die Leute überproportional Ungeimpften die Schuld an überlasteten Kliniken oder COVID-Toten, unabhängig von deren tatsächlichem Risiko. Sogar Genesene ohne Impfung wurden ähnlich negativ gesehen wie völlig Ungeimpfte. Dies verdeutlicht den Sherif-Effekt: Die Fremdgruppe wird pauschal abgewertet, differenzierende Fakten spielen kaum noch eine Rolle.

Konflikte auch innerhalb Familien und Freundeskreisen
Durch die geschaffenen Lager zog sich ein Riss quer durch die Gesellschaft. Familienmitglieder stritten, Freunde entfreundeten sich – oft angefacht durch die moralische Empörung, die das Gruppennarrativ erzeugte. Wer sich nicht impfen lassen wollte, galt manchem als “asozial” und wurde eventuell ausgeladen; umgekehrt misstrauten skeptische Gruppen den Geimpften und Regierungsloyalen. Die Medien befeuerten diese Konflikte teils bewusst: Berichte über „Impfdrängler“ oder „Impfverweigerer“, Kommentare, die Ungeimpfte als “Tyrannei der Ungeimpften” (ein Ausdruck von Italien Premier Draghi) oder “blindwütige Querdenker” schmähten, trugen zur Verhärtung bei. In Sherifs Experiment reichten Kleinigkeiten (Wettbewerb um Ressourcen), um Feindschaft zu stiften; in der Pandemie reichte es, dass man dem einen Lager die Gesundheit und dem anderen Lager die Freiheit als bedroht erklärte, um gegenseitige Abneigung hochzukochen.

Nutzen für die Durchsetzung der Maßnahmen
Aus Machtsicht hatte diese Gruppenspaltung einen strategischen Vorteil: Die konforme Mehrheit stand umso fester hinter den Maßnahmen, da sie gemeinsam einen Schuldigen für anhaltende Probleme ausmachte – nämlich die Widerspenstigen. So konnte die Regierung harten Druck auf die Minderheit ausüben (z.B. 2G-Regeln, Lockdown nur für Ungeimpfte, Diskussion über Impfpflicht mit Strafandrohung), ohne Widerstand der Mehrheit, weil diese Schritte als gegen „die Anderen“ gerichtet gesehen wurden. Die Mehrheit fühlte sich durch solche Sanktionen sogar bestätigt und „gerächt“. Das ist typisch bei Sündenbock-Mechanismen: Interne Frustration (z.B. trotz Impfung noch Pandemie) wird kanalisiert, indem man sie an einer Minderheit auslässt.

Überwindung des Konflikts
Sherif zeigte allerdings auch, dass Gruppenfeindseligkeit abnimmt, wenn übergeordnete Ziele erkannt werden. Interessanterweise schwenkte die Rhetorik gegen Ende der Pandemie teilweise um: Man appellierte wieder an Einheit, als es darum ging, gemeinsam aus der Krise zu kommen. Doch die Nachwirkungen der gesellschaftlichen Spaltung waren spürbar und sind es bis heute. Der gezielte Gebrauch von Gruppenkonflikten während 2020–2022 hat Vertrauen und Zusammenhalt in vielen Gemeinschaften beschädigt.

Zusammengefasst nutzte man Sherifs Mechanismus, indem man bewusst ein “Wir vs. Ihr”-Narrativ etablierte. Die Mehrheit wurde motiviert, durch Konformität zur guten Gruppe zu gehören, während die Abweichler isoliert und sozial sanktioniert wurden. Diese Gruppendynamik der Feindbilder erleichterte zwar kurzfristig die Steuerung der Massen, hinterließ aber langfristig tiefe Risse im gesellschaftlichen Gefüge.

8. Serge Moscovici: Minderheitseinfluss – Unterdrückung abweichender Stimmen

Serge Moscovici untersuchte in den 1960ern, wie Minderheiten dennoch soziale Veränderungen bewirken können. Sein berühmtes Experiment zeigte, dass eine konsequente, konsistente Minderheitsgruppe (z.B. zwei Personen, die in 100% der Durchgänge beharren, ein blaues Objekt sei grün) einen Teil der Mehrheit beeinflussen kann – einige lassen sich umstimmen oder beginnen zumindest zu zweifeln. In der Corona-Zeit stellte sich für Regierungen das Problem, dass kritische Minderheiten (Wissenschaftler, Juristen, Aktivisten) ihren Kurs hätten stören können. Daher wurde offenkundig versucht, Minderheitseinfluss zu minimieren. Gleichzeitig gab es aber tatsächlich Minderheitsbewegungen, die mit der Zeit an Gewicht gewannen, was ebenfalls Moscovicis Theorien bestätigt.

Kontrolle des Narrativs (Unterdrückung der Minderheit)
Ein wichtiges Instrument war die schon erwähnte mediale Einseitigkeit. Die Furcht vor „False Balance“ – also dem vermeintlich unangemessenen Gewicht für Minderheitsmeinungen – war allgegenwärtig. Viele Medien entschieden sich aktiv dagegen, Kritiker ausführlich zu Wort kommen zu lassen, um der Bevölkerung keine „Verunsicherung“ zu bieten. Ein WELT-Kommentar brachte es auf den Punkt: Die Diskussion über False Balance war gerade in Corona-Tagen „heiß“; man fürchtete, abweichende wissenschaftliche Positionen könnten zu viel mediale Aufmerksamkeit erhalten. Faktisch bedeutet dies: Die Minderheit sollte möglichst zum Schweigen gebracht werden. Und tatsächlich klagten viele renommierte Experten mit abweichender Meinung (z.B. Epidemiologe John Ioannidis, Psychologe Matthias Desmet oder Nobelpreisträger Michael Levitt), dass sie in großen Medien kaum Gehör fanden oder als „randständig“ dargestellt wurden. So wurde verhindert, dass eine kleine Gruppe kompetenter Kritiker das Meinungspendel beeinflusst. Moscovici betonte, eine Minderheit brauche Konsistenz und Sichtbarkeit über Zeit – beides hat man versucht zu unterbinden, indem Kritiker entweder diffamiert (Stichwort „Querdenker“ als pauschale Abwertung) oder zensiert wurden.

Dennoch Einfluss durch Beharrlichkeit
Einige Minderheiten gaben aber nicht auf und zeigten genau jene Konsistenz, von der Moscovici spricht. Beispielsweise formierten sich Bürgerrechtsinitiativen (Anwälte, Richter a.D., Intellektuelle), die immer wieder auf die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen pochten. Anfangs wurden deren offene Briefe und Appelle ignoriert, aber sie wiederholten ihre Botschaften beharrlich. Ebenso gab es Demonstrationsgruppen, die trotz Gegenwind regelmäßig auf die Straße gingen (z.B. wöchentliche Protest-Spaziergänge im Winter 2021/22). Über viele Monate hielten diese Leute an ihrer Position fest: „Die Kollateralschäden sind zu hoch“, „Freiheit darf nicht völlig der Sicherheit geopfert werden“ etc. Moscovicis Forschung würde vorhersagen, dass dies allmählich bei einigen Mitgliedern der Mehrheit ein Nachdenken auslöst. Tatsächlich merkte man gegen Ende 2021, dass Teile der Bevölkerung die strikte Linie infrage zu stellen begannen. Meinungsumfragen zeigten beispielsweise, dass die Akzeptanz für immer neue Lockdowns sank und dass Verständnis für bestimmte Proteste stieg. Es ist plausibel, dass die unermüdliche Präsenz einer Minderheitenmeinung (wenn auch klein) hier einen Effekt hatte – zumindest, dass die Mehrheit nicht mehr monolithisch geschlossen war.

Risse im Expertengremium
Auch innerhalb der wissenschaftlichen Berater gab es Minoritäten, die später Recht behielten (z.B. Warner vor Schulschließungen). Anfangs wurden sie überstimmt oder mundtot gemacht, aber ihre Warnungen standen im Raum. Moscovici würde sagen: Die Minderheit erzeugt einen Validierungsprozess – die Mehrheit muss sich zumindest mit den abweichenden Argumenten auseinandersetzen, was langfristig zu Änderungen führen kann. So geschah es etwa, dass nach 2 Jahren erstmals zugegeben wurde, dass Schulschließungen ein Fehler waren – eine Erkenntnis, die Minderheitspositionen von Anfang an vertreten hatten.

Minderheiten als Sündenböcke
Leider wurden Minderheiten nicht nur unterdrückt, sondern auch benutzt, um die Mehrheit enger zu einen (siehe Sherif). Indem man Protestierer als “gemeine Unruhestifter” abstempelte, stärkte man kurzzeitig den Zusammenhalt der Gehorsamen. Aber das Risiko dabei: Sollte sich die Mehrheitsmeinung irgendwann drehen, bekommen die einst Verteufelten plötzlich Gehör. Genau das passierte teilweise, als z.B. die Kritik an Schulschließungen oder an der Impfpflicht plötzlich im Mainstream ankam – Positionen, die vorher nur die “Querdenker” vertraten, waren nun legitim zu diskutieren. Dies zeigt den Moscovici-Effekt in Aktion: Eine beharrliche Minderheit kann letztlich einen Meinungsumschwung anstoßen. Im Jahr 2022, als viele Länder Maßnahmen beendeten, räumten Offizielle ein, man müsse “auf Kritiker hören” und die Corona-Politik aufarbeiten – die Narrative öffneten sich. Einige Argumente, die anfangs ketzerisch waren (z.B. dass man mit dem Virus leben muss), wurden nun allgemeiner Konsens.

Insgesamt verdeutlicht der Aspekt Minderheitseinfluss, dass die Regierungen zwar versuchten, abweichende Meinungen zu kontrollieren und marginalisieren, aber dennoch konsequente Minderheiten einen nicht unerheblichen Einfluss hatten. Für die Machthaber war es daher wichtig, diesen Effekt so lange wie möglich kleinzuhalten – was durch Mediensteuerung, Diffamierung und teils Zensur erfolgte. Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass gewisse Wahrheiten sich am Ende Bahn brachen. Moscovicis Theorie liefert dafür die Erklärung: Konsequente Minderheiten säen Zweifel – und wenn die Mehrheit ins Wanken gerät (etwa durch Fatigue oder offensichtliche Fehlschläge der Maßnahmen), können diese Zweifel schnell wachsen und Meinungen kippen.

9. Kurt Lewin: Gruppendynamik und Verhaltensänderung durch „Unfreezing“

Kurt Lewin, ein Pionier der Sozialpsychologie, erforschte Gruppendynamiken und Veränderungsprozesse. Bekannt ist sein Drei-Phasen-Modell des Wandels: Unfreezing (Auftauen) – Changing (Verändern) – Refreezing (Verfestigen). Zudem betonte er, dass Verhalten leichter geändert wird, wenn man die sozialen Gruppen und Normen der Menschen anspricht. Die Corona-Politik nutzte Lewins Prinzipien implizit, um innerhalb kurzer Zeit neue Verhaltensnormen zu etablieren.

“Auftauen” durch Schock
In Lewins Modell muss zunächst der status quo aufgebrochen werden – Menschen müssen aus ihren gewohnten Bahnen gerissen werden, damit sie offen für Neues sind. Genau das erreichte der anfängliche Pandemie-Schock im Frühjahr 2020: Durch drastische Warnungen und den plötzlichen Lockdown wurden sämtliche Alltagsroutinen “aufgetaut”. Nichts war mehr selbstverständlich – vom Büroalltag bis zum Handschlag. Dieser erzwungene Stillstand machte die Gesellschaft psychologisch bereit für Veränderungen. „Unfreeze“ bedeutete hier: die alten sozialen Normen (z.B. sich versammeln, eng beieinander sitzen) wurden als gefährlich gebrandmarkt und dadurch emotional gelöst.

Änderung durch neue Normen und Vorbilder
In der Change-Phase führte man nun neue gewünschte Verhaltensweisen ein: Maskentragen, Abstand halten, Grüßen ohne Körperkontakt, Homeoffice, virtuelles Lernen usw. Diese Änderungen wurden nicht nur befohlen, sondern auch über Gruppendynamik vermittelt. Plötzlich trugen alle Politiker bei öffentlichen Auftritten Masken, Markierungen auf dem Boden in Geschäften zeigten „so macht es jeder“, Plakate zeigten lächelnde Menschen mit Maske und dem Slogan „Ich schütze Dich“. Durch dieses Gemeinschaftsgefühl und Sichtbarmachen der Regelbefolgung wurde das neue Verhalten in kurzer Zeit sozial normativ verankert. Lewin hat in klassischen Experimenten (zur Änderung von Essgewohnheiten) gezeigt, dass Gruppendiskussionen effektiver sind als Belehrungen. Ähnlich setzten Gesundheitskampagnen während Corona auf Community Messaging: etwa Nachbarschaftsgruppen, die füreinander einkauften und damit die Norm „daheim bleiben ist gut“ verstärkten, oder Challenges in sozialen Medien (#StayHome), wo Gruppen sich gegenseitig motivierten. Das schuf einen Wir-Gefühl, das Verhaltensänderung weniger als Zwang, sondern als gemeinsame Mission erscheinen ließ.

Verfestigung zur neuen Normalität
Die dritte Phase, Refreezing, besteht darin, das veränderte Verhalten dauerhaft zu etablieren, sodass es zur neuen Normalität wird. Auch das wurde angegangen: Indem man z.B. immer wieder betonte, man werde „lange mit dem Virus leben müssen“, wurde suggeriert, die neuen Regeln seien nicht nur vorübergehend, sondern auf absehbare Zeit Standard. Viele Unternehmen implementierten dauerhafte Homeoffice-Regelungen; die Kultur des Abstandhaltens blieb auch nach Lockdowns noch eine Weile bestehen. Durch gesetzliche Verankerung (Maskenpflicht-Verordnungen, 2G-Gesetze etc.) fror man die Änderungen weiter ein. So fühlte es sich für viele Menschen ungewohnt an, als z.B. Maskenpflicht später aufgehoben wurde – ein Zeichen, dass die neue Norm tief eingesunken war.

Gruppendruck und Gruppenidentität
Lewin betont ebenfalls, dass Veränderungen erfolgreicher sind, wenn die Gruppenidentität angesprochen wird. Während der Pandemie wurde national wie global der Team-Geist bemüht: „Wir gemeinsam gegen das Virus“. In Unternehmen hieß es: „Wir als Firma achten aufeinander, jeder trägt Maske, damit kein Kollege erkrankt.“ In der Nachbarschaft organisierte man Hilfsgruppen. Diese gemeinschaftlichen Erlebnisse stärkten die Bindung an die Gruppe, welche wiederum konformes Verhalten fördert (niemand will der Verräter an der Gruppe sein). Dieser Gruppenzusammenhalt wurde auch von politischen Kampagnen eingesetzt, z.B. mit dem Slogan „Gemeinsam gegen Corona“. Nudging-Ansätze (verwandt mit Lewin) der Behavioral Insights Teams setzten auf soziale Vergleiche: Um z.B. Impfungen zu fördern, wurde kommuniziert „Schon 70% haben sich impfen lassen“ – was Gruppendruck auf die restlichen 30% ausübt, dem Vorbild zu folgen.

Inflexible Gruppen „auftauen“
In manchen Bevölkerungsgruppen stieß man auf Resistenz (z.B. impfskeptische Bevölkerungssegmente). Hier versuchte man wiederum Lewins Unfreezing: Durch 2G wurde der Alltag dieser Gruppe so stark eingeschränkt (kein Restaurant, kein Konzert), dass ihr bisheriger status quo ungemütlich wurde – ein Anreiz, sich zu ändern (Impfen lassen) um wieder zur Gruppe der Privilegierten zu gehören.

Kurzum demonstriert die Corona-Politik eine Lewin’sche Makro-Intervention: Erst Schockfrost des alten Normalzustands, dann Implementierung neuer Normen via Gruppendruck und Leitbilder, schließlich Verfestigung als neuer Standard. Die Betonung von Gruppendynamik – gemeinsam Opfer bringen, gemeinsam profitieren – zog sich dabei durch. Dieses Vorgehen sorgte dafür, dass viele Verhaltensänderungen erstaunlich schnell und breit akzeptiert wurden, was ohne Gruppeneinbindung kaum möglich gewesen wäre.

10. B. F. Skinner: Belohnung und Bestrafung als Verhaltenslenkung

B. F. Skinner, Verhaltenspsychologe, formulierte das Prinzip der operanten Konditionierung: Verhalten lässt sich durch Belohnungen (Verstärkung) fördern und durch Bestrafungen hemmen. Während der Pandemie griffen Behörden zu zahlreichen „Karotte-und-Peitsche“-Maßnahmen, um die Bevölkerung im gewünschten Sinne zu steuern. Dieses konditionierungsartige Vorgehen war teils offen, teils subtil, hatte aber erheblichen Einfluss auf das Verhalten.

Bestrafungen und negative Konsequenzen
Zum einen wurde Fehlverhalten konsequent mit Androhung von Strafen verknüpft. Schon im ersten Lockdown 2020 verhängten viele Länder Bußgeldkataloge: In Deutschland beispielsweise bis zu 500€ Strafe für Maskenverweigerung, in England gestaffelte Geldstrafen bis zu £3200 für Verstöße gegen Kontaktverbote. Frankreich drohte Ungeimpften mit Arbeitsplatzverlust (Impfpflicht für Gesundheitspersonal), Österreich führte zeitweise sogar ein Gesetz zur allgemeinen Impfpflicht mit hohen Geldstrafen ein (auch wenn es letztlich ausgesetzt wurde). Diese Sanktionen sollten abschreckend wirken und taten es auch: Die meisten Menschen hielten sich allein schon aus Angst vor Strafe an die Regeln. Neben juristischen Strafen gab es auch soziale Bestrafung: Wer z.B. ohne Maske im Bus erwischt wurde, musste mit aggressiven Reaktionen anderer Fahrgäste rechnen – eine Form von sozialer Sanktion, die ebenfalls konditionierend wirkt (niemand möchte öffentlich angefeindet werden, also verhält man sich regelkonform). Unternehmen drohten Mitarbeitern indirekt mit Jobverlust, falls sie sich nicht an Hygieneregeln hielten oder später wenn sie sich nicht impfen ließen. All dies implementierte eine „Vermeidungslernen“-Situation: Man befolgt die Regeln, um negative Konsequenzen zu vermeiden.

Ein drastisches Beispiel der Bestrafungslogik war der Lockdown nur für Ungeimpfte in Österreich im November 2021. Zwei Millionen Menschen wurde de facto Hausarrest auferlegt, während Geimpfte sich frei bewegen durften – mit dem erklärten Ziel, die Ungeimpften zum Impfen zu drängen. Hier zeigte sich deutlich Skinners Ansatz: Unerwünschtes Verhalten (ungeimpft bleiben) wurde bestraft durch Entzug normaler Freiheiten. Gleichzeitig fungierte die Freiheit der Geimpften als Belohnung (siehe unten). Diese Maßnahme trug tatsächlich zu einem Anstieg der Impfraten bei, was die Wirksamkeit solcher Konditionierung bestätigt – auch wenn ethisch höchst umstritten.

Belohnungen und Anreize
Auf der anderen Seite versuchten Regierungen auch mit Belohnungsreizen zu arbeiten, um erwünschtes Verhalten schmackhaft zu machen. Ein markantes Beispiel sind die Impf-Anreize: In vielen US-Bundesstaaten gab es 2021 Impf-Lotterien mit Millionengewinnen oder Stipendien für Geimpfte. Firmen boten ihren Angestellten Boni oder extra Urlaubstage nach Impfung. Kommunen verteilten teils kostenlose Konzerttickets, Würstchen, Bier oder Einkaufsgutscheine an Impfwillige. Diese positiven Verstärker basierten auf dem Skinner-Prinzip, dass belohntes Verhalten häufiger gezeigt wird. Zwar ergaben Studien, dass Lotterien allein oft weniger Effekt hatten als erhofft, aber gewisse einfache Belohnungen (z.B. gratis Fahrt mit dem Taxi zum Impfzentrum) senkten zumindest die Hemmschwelle. Auch im Kleinen wurde belohnt: In manchen Supermärkten bekamen Senioren an speziellen Impf-Aktionstagen Einkaufsgutscheine. Oder es wurde öffentlich lobend hervorgehoben, wenn Gemeinden hohe Impfquoten erreichten (positiver sozialer Ruf ist auch eine Belohnung).

“Privilegien” als Belohnung
Eine sehr wirkungsvolle Verstärkungs-Strategie war die Kommunikation, dass bestimmte Freiheiten zurückgewonnen werden können, wenn man sich an Regeln hält. So stellte z.B. die Bundesregierung in Aussicht, Weihnachten 2020 “retten” zu können, wenn alle brav den November-Lockdown einhalten – quasi Feiertage mit der Familie als Verstärker für Gehorsam. Später wurde das Konzept „Privilegien für Geimpfte“ eingeführt: Geimpfte durften ohne Test ins Restaurant, auf Reisen, ins Kino, Ungeimpfte nicht. Diese Zweiklassengesellschaft übte durch Neid und Desire einen Belohnungsdruck aus: „Wenn du dich impfen lässt, gehörst du zur frei beweglichen Gruppe.“ Selbst wer rational Bedenken hatte, wollte vielleicht einfach wieder reisen und Shoppen – die positive Aussicht verleitete viele zum Nachgeben. In Ländern wie Frankreich kündigte Präsident Macron unverhohlen an: „Das Leben der Ungeimpften wird sehr schwierig werden“, während Geimpfte „normal leben“ dürften – der Stock und das Zuckerbrot in einem Satz.

Negative Verstärkung
Neben direkter Bestrafung gab es auch negative Verstärkung (Entfernen eines unangenehmen Zustands als Belohnung). Ein Beispiel: Lockdown-Ende bzw. Lockerungen wurden versprochen, sobald bestimmte Ziele erreicht würden (Inzidenz unter X, Impfquote über Y). Das wirkte so: Die belastende Situation des Lockdowns konnte man beenden (Belohnung), wenn man sich konform verhielt und die Ziele erfüllte. Umgekehrt verhängte man neue Einschränkungen, wenn die Compliance nachließ – ein stetiges Hin-und-Her, das die Bevölkerung konditionierte, bei steigenden Zahlen sofort freiwillig Kontakte zu reduzieren, um dem drohenden Lockdown zu entgehen (Vermeidung eines Strafreizes).

Skinners Prinzip in Kommunikation
Sogar in der Wortwahl der Medien zeigte sich operante Konditionierung. Regelkonformes Verhalten wurde mit positiven Begriffen belegt („vorbildlich“, „solidarisch“), abweichendes mit negativen („Egoist“, „Corona-Sünder“). Dieses Lob/Tadel-Schema prägt die öffentliche Moral und bestärkt Individuen darin, sich entsprechend zu verhalten.

Effektivität und Kritik
Die Kombination aus Belohnung und Bestrafung war durchaus effektiv. Viele Menschen folgten schon aus Eigennutz den Vorgaben – sei es um Strafe zu vermeiden oder um belohnt zu werden. Allerdings kritisieren Ethiker dieses Vorgehen als „instrumentelle Konditionierung mündiger Bürger“, was manipulative Züge trägt. Unbestritten ist: In der akuten Phase 2020/21 setzten die Verantwortlichen stark auf skinner’sche Verhaltenstechniken, um die Compliance hochzuhalten. Die Balance verlagerte sich je nach Phase: Anfangs mehr Zwang und Strafe (Lockdown-Regeln), später mehr Anreize (Impfbelohnungen), dann wieder Zwang (2G). Dieses Behavior-Management der Massen zeigt, wie sozialpsychologische Theorien ganz praktisch in Politik umgesetzt wurden.

Achtung: So schützt du dich vor staatlicher Manipulation

Die Corona-Pandemie war ein Paradebeispiel dafür, wie psychologische Methoden gezielt eingesetzt werden, um Menschen zu manipulieren und gefügig zu machen. Bewusst geschürte Ängste und Propaganda (Le Bon, Bernays) bildeten das Fundament für weitreichende Akzeptanz drastischer Maßnahmen. Sozialer Druck und blinder Autoritätsgehorsam (Asch, Milgram) sorgten dafür, dass viele Menschen Regeln kritiklos befolgten, während neue Rollenverteilungen (Zimbardo) zusätzliche Kontrolle ermöglichten. Gleichzeitig stabilisierte psychologische Selbstrechtfertigung (Festinger) die Zustimmung, obwohl Zweifel zunahmen. Die gezielte Spaltung in Gruppen (Sherif) isolierte Kritiker, während unbequeme Minderheiten medial unterdrückt wurden (Moscovici). Gruppennormen und Gemeinschaftsgefühle (Lewin) etablierten neue Verhaltensweisen dauerhaft, und mittels Belohnung und Bestrafung (Skinner) wurden auch skeptische Bürger auf Linie gebracht.

Wer diese Techniken nicht erkennt, läuft Gefahr, unbewusst in staatliche Manipulationsfallen zu geraten. Sei daher aufmerksam, hinterfrage kritisch offizielle Narrative und bleibe stets wachsam gegenüber psychologischen Einflussnahmen durch Medien, Politik und Gesellschaft. Nur wer eigenständig denkt und handelt, schützt sich davor, unfreiwillig zum Werkzeug manipulativer Systeme zu werden.


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Als Gründer von AUREXON vereine ich die fundamentalen Prinzipien von Disziplin, innerer Stärke und Eigenverantwortung mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Meine Artikel sind präzise, fundiert und praxisorientiert – frei von oberflächlicher Motivationsrhetorik. Durch die Verbindung zeitloser Weisheiten mit aktuellen Forschungsergebnissen biete ich Männern bewährte Strategien und Werkzeuge, die nachhaltige Veränderungen ermöglichen und messbare Erfolge liefern.

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